Flagge zeigen gegen rechts!

In diesen Tagen gegen viele Christ:innen auf die Straße, um Flagge gegen rechts zu zeigen. Dabei zeigen sich die Kirchen in der Frage des Umgangs mit der Partei AfD einvernehmlich ablehnend. Das ist gut, denn in der Gesellschaft müssen alle demokratischen Kräfte jetzt an einem Strang ziehen!

Christian Schnaubelt / Bochum-Journal

Am gestrigen Freitagabend gingen in Bochum – in der Stadt, in der kath.de herausgegeben wird – rund 13.000 Menschen bei einer Anti-AfD-Demonstration auf die Straße. Ursprünglich waren nur 200 bis 1.000 Demonstrant:innen erwartet gewesen. Neben den muslimischen und der jüdischen Gemeinden unterstützen auch die katholische und die evangelischen Kirchen in Bochum die Demonstration mit einem gemeinsamen Aufruf. „Jegliche Form von rechtem Gedankengut, Rassismus, Antisemitismus und insbesondere Pläne, Menschen aufgrund ihrer Herkunft aus Deutschland zu vertreiben, sind unvereinbar mit dem christlichen Menschenbild und der Lehre der christlichen Kirchen“, stellt Stadtdechant Propst Michael Kemper fest. Der Katholikenrat Bochum + Wattenscheid und die Caritas Ruhr-Mitte schlossen sich dem ökumenischen Aufruf an und nahmen auch an der Demonstration teil. "Nazis haben in Bochum nichts verloren. So etwas wie die AfD, das wollen wir nicht. Nicht in Bochum. Und nicht in Deutschland!", sagte Superintendent Dr. Gerald Hagmann, der für den Evangelischen Kirchenkreis Bochum gemeinsam mit der katholischen Stadtkirche zur Demo aufgerufen hatte.

Das ist nur Beispiel für die vielfältigen Proteste, die in den letzten Tagen in vielen Teilen in Deutschland stattfinden. Allein in Köln beteiligten sich rund 30.000 Menschen an den Demonstrationen unter dem Motto #wirsindmehr. Darunter auch viele Christ:innen. Antifaschistische Gruppen werfen den Kirchen und den Parteien vor, dass sie zu lange nicht laut genug Stellung bezogen haben. Auch gegen die AfD. Dies ist jetzt anders. Ausgelöst durch die CORRECTIV-Recherchen über Treffen rechter Gruppierungen, an denen auch AfD und CDU-Politiker teilgenommen haben, folgten klare Positionierungen aus beiden Kirchen und das ist gut so, denn alle demokratischen Kräfte müssen jetzt an einem Strang ziehen, um im Vorfeld der Landtagswahlen 2024 in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sowie der Bundestagswahl 2025 klar Position beziehen. Eine Duldung der AfD ist nicht weiter möglich!

Neymeyr: „Weckruf für Katholiken in der AfD“

In einem gemeinsamen Appell warnen die ostdeutschen Bischöfe und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße vor der AfD und anderer extremer Parteien wie dem “III. Weg” und der Partei “Heimat”. Darin wird darauf verwiesen, dass der Zweite Weltkrieg und das Nazi-Regime gelehrt hätten, dass es oberste Richtschnur jedes staatlichen Handelns sein müsse, “die unantastbare Würde des Menschen zu achten und zu schützen”. Daraus ergibt sich für die Bischöfe eine klare Folge: “Politische Parteien, die diesen Grundsatz in Frage stellen, können nach unserem Verständnis keine Alternative sein.” Noch klarer bringt es der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen in der DBK, Erzbischof Heße, im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ auf den Punkt: "Eine Schnittmenge zwischen Christentum und AfD existiert nicht." Laut KNA nannte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr den Appell der Bischöfe einen "Weckruf für Katholiken in der AfD, die sich durch ihre Mitgliedschaft von ihrem Glauben entfremden."

Auch bundesweit bezogen Kirchenvertreter:innen Stellung. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) betonte in den sozialen Medien: „Viele Menschen erkennen: Wir müssen uns jetzt verbünden, wenn aus erstarkendem Rechtspopulismus nicht Neofaschismus werden soll. Menschenwürde ist unteilbar! Aus christlicher Überzeugung sagen wir: Jetzt ist die Zeit, aufzustehen und auf die Straße zu gehen. Gegen Rechtsextremismus und für Demokratie!“. Deshalb ruft das ZdK auf, „sich an den deutschlandweiten Demonstrationen zu beteiligen und dem Rechtsextremismus entgegenzustellen“.

#christinnengegenrechts

Die klaren Stellungnahmen kirchlicher Verantwortungsträger:innen sind wichtig, denn sie machen deutlich, dass die Strategie, die Partei AfD zu verharmlosen und auch für Christin:innen wählbar zu machen, entschieden entgegengetreten werden muss. Aber umso wichtiger ist es, dass die Katholik:innen vor Ort – wie gestern in Bochum – in interreligiöser Verbundenheit mit der evangelischen Kirche, der jüdischen Gemeinde und der muslimischen Gemeinde gemeinsam auf die Straße gehen.

Die christlichen Kirchen sollten noch stärker in der Zivilgesellschaft das Wort ergreifen und gerade vor dem Hintergrund ihres (Nicht-) Handels in der NS-Zeit deutlich machen: Nie wieder ist jetzt!

Und auch für uns als (katholische) Medien gilt: Wir müssen stärker hinschauen und mehr argumentieren, denn "eine Schnittmenge zwischen Christentum und AfD existiert nicht", so Erzbischof Heße.

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)