Journalismus braucht eine digitale Ethik

In den letzten Wochen wurde in Köln, München und Rom über die Bedeutung von ethischem Journalismus gesprochen und debattiert. Gerade in Zeiten von Polarisierung und „Fake News“ ist Journalismus kein bloßes Handwerk der Informationsvermittlung, sondern ein „Bollwerk gegen Desinformation“ (Papst Leo). (Katholische-) Medien brauchen dafür eine digitale Ethik nicht nur als moralischen Zusatz, sondern als Fundament.

Ethik als Bollwerk gegen Desinformation

Papst Leo XIV. rief jüngst die Kommunikationsbranche in Rom dazu auf, „durch Transparenz, Verantwortung und Qualität die Gesellschaft zu stärken – als Bollwerk gegen Fake News und Manipulation“. Seine Botschaft ist klar: Journalismus darf nicht der Logik des Profits oder der Aufmerksamkeitsökonomie folgen, sondern muss Wahrhaftigkeit als Kern seiner Berufung verstehen. Wahrheit sei eine ‚Form der Nächstenliebe‘, betonte der Papst sinngemäß, denn nur ein ethisch handelnder Journalismus könne Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt erneuern.

Moralische Wächterfunktion der Medien

Im Rahmen der Verleihung des Katholischen Medienpreises 2025 betonte Medienbischof Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag in München: „Journalisten tragen dazu bei, dass die offene Gesellschaft funktionsfähig bleibt. Wo Missbrauch oder politi-sche Fehlentwicklungen aufgedeckt werden, erfüllt die Presse ihre moralische Wächter-funktion“.Angesichts nicht nur politischer Krisen, sondern auch des zunehmenden Drucks auf die Pressefreiheit betonte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der DBK die Bedeutung und den Wert eines unabhängigen, kritischen Journalismus.

Verteidigung der Demokratie als Aufgabe der Medien

Der Publizist Michel Friedman führte bei seiner Rede zum Katholischen Medienpreis 2025 aus, dass die Bedrohung der Demokratie real sei und dass es journalistischer Beiträge bedürfe, die Hoffnung machen und Missstände klar benennen. Die Verteidigung der Demokratie sei eine aktive, immer neue Aufgabe – für Medien ebenso wie für das Publikum. Ethischer Journalismus schaffe so Transparenz und ermögliche verantwortliche Teilhabe – und schütze so letztlich die Grundlagen einer offenen Gesellschaft.

„Nicht spalten, sondern verbinden“

Die ehemalige Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, betonte beim Festakt zum domradio-Jubiläum die Bedeutung katholischer Medien in Krisenzeiten: „Katholischer Journalismus geht den Verengungsgeschichten in Kirche und Welt nach, klärt auf und weitet den Blick wider die Konfrontation“. In einer Welt wachsender Aggressionen und Realitätsverdrehungen sei der Mut zur offenen Rede und zur Wahrheit essenziell. Schavan verweist auf das Ethos eines Journalismus, der nicht spaltet, sondern verbindet, indem er das Gemeinsame und das Wohl aller betont. Diese Haltung entspringt dem christlichen Verständnis des Menschen als Ebenbild Gottes – jeder Bericht, jede Recherche müsse diesem Respekt verpflichtet bleiben.

„Teil einer Kommunikationskultur, die Hoffnung sät, nicht Angst“

Fazit: In einer durch Desinformation und digitale Schnelllebigkeit bedrohten Öffentlichkeit wird damit deutlich: Der Journalismus braucht Ethik nicht als moralischen Zusatz, sondern als sein Fundament. Ethik im Journalismus bedeutet, faktenbasiert Missstände aufzuzeigen und Entwicklungen – in Kirche und Staat – kritisch zu begleiten. Dabei ist eine digitale Ethik auch eine Grundvoraussetzung dafür, um die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schützen.

Ethischer Journalismus ist, wie Schavan sagte, „Teil einer Kommunikationskultur, die Hoffnung sät, nicht Angst“. Er gibt Orientierung, indem er nicht nur informiert, sondern auch Verantwortung übernimmt und nicht vor negativen Entwicklungen – in Kirche und Gesellschaft – schweigt. Denn gerade diese kritische Auseinandersetzung ist ein Zeichen der Verbundenheit zur – katholischen – Kirche, was leider oft nicht gesehen wird.

Lesetipp: https://explizit.net/medien/artikel/katholischer-medienpreis-2025-haltung-und-verantwortung/

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)