Essens Bischof Franz-Josef Overbeck hat in dieser Woche bei einer Diskussion über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Mülheim an der Ruhr betont: „die Letztentscheidung muss beim Menschen liegen und kann nicht von KI übernommen werden“. Unterstützung kam dazu aus der Wissenschaft. Kommt der (kirchliche) Appell zur richtigen Zeit oder ist es eventuell schon zu spät?
„KI könne zwar Prozesse beschleunigen, Analysen erleichtern und Entscheidungsgrundlagen liefern, aber ethische Entscheidungen und die Verantwortung für deren Folgen müssten jedoch immer beim Menschen bleiben“, zitierte das Bistum Essen am 02. Oktober den Ruhrbischof und führte weiter aus: „Mit Blick auf die aktuellen, gesellschaftlichen Herausforderungen ist es wichtig, technologische Innovationen, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Verantwortung immer zusammenzudenken.“
Unterstützung für diese Forderung kam dabei aus der Wissenschaft: Doris Aschenbrenner, Professorin für „Digitale Methoden in der Produktion“ an der Hochschule Aalen, betonte im Rahmen der Diskussion in der katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim an der Ruhr, dass anstelle von Künstlicher Intelligenz lieber von „Hybrid Intelligence“ gesprochen werden solle. Denn es gehe aus ihrer Sicht immer um die „Mensch-Maschine-Beziehung“. Auch wenn bestimmte Arbeitsbereiche im Zuge der Digitalisierung übernommen würden, bleibe in dieser Lesart der Mensch der Chef, „Human in command“, und habe die letzte Entscheidung und Verantwortung, so Aschenbrenner.
„Futter für Algorithmen“?
Kardinal Marx, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, hatte zuvor in einer Stellungnahme zum „Mediensonntag 2024“ betont: „Ob KI mehr Chance oder Risiko birgt, hängt von uns ab. Es liegt am Menschen, zu entscheiden, ob er zum ‚Futter der Algorithmen‘ wird oder ob er sein Herz mit Freude nährt“, zitierte Marx eine Aussage von Papst Franziskus.
Die Deutsche Bischofskonferenz fordert, dass der Einsatz von KI an ethischen Standards, insbesondere an der Menschenwürde, ausgerichtet sein soll. KI-Systeme können und dürfen menschliche Begegnung und moralische Entscheidungskompetenz nicht ersetzen.
Fazit: Der Mensch muss gegenüber künstlicher Intelligenz die Verantwortung behalten, weil – zumindest aktuell – nur der Mensch moralische und ethische Entscheidungen treffen kann.
Nur wenn der Mensch die Letztverantwortung für die AI-Techniken behält und sich der Versuchung widersetzt, die Entscheidungsgewalt an KI-Algorithmen abzugeben, kann gewährleistet werden, dass Technik dem Menschen dient – und nicht der Mensch der Technik. Die katholische Kirche sollte dabei – aus Sicht des Autors – nicht den Fehler machen, technologischen Fortschritt durch KI zu „verteufeln“, aber gleichzeitig KI auch nicht zum neuen „Heiligen Gral“ erheben.
Singularitätspunkt im Jahr 2029?
In der Geschichte kam es bisher darauf an, was der Mensch aus dem technologischen Fortschritt gemacht hat. Und daher ist es gut, dass – nach Papst Franziskus und Papst Leo XIV. – jetzt auch deutsche Bischöfe wie Overbeck, Marx und Wilmer das Thema „verantwortungsvoller Einsatz von KI“ auf die (kirchliche) Agenda bringen. Denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt, bevor der „Singularitätspunkt“ in der AI / KI erreicht ist. Dieser soll laut Zukunftsforscher Ray Kurzweil im Jahr 2029 liegen.
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Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)