Zillennials: Eine vergessene Generation

Seit einiger Zeit herrscht vor allem auf Social Media ein neuer Generationenkonflikt. Die Generation Z will mit den Millennials (Generation Y) nichts mehr zu tun haben. Die Millennials sind nun nicht mehr die „junge“ Generation und das liegt ihnen schwer im Magen. Ich selbst fühle mich hin- und hergerissen, welcher Generation ich angehöre und fühle mich zwischen dem meist amüsanten Generationskonflikt in den sozialen Medien manchmal ein wenig “lost”.

StockSnap auf Pixabay

Auf TikTok finden sich unzählige Post, in denen sich die jeweiligen Generationen scheinbar vorwurfsvolle Dinge an den Kopf werfen. Es geht vor allem um Äußerlichkeiten, z.B. darum, dass laut Gen Z Skinny Jeans und Seitenscheitel out sind. Die Gen Z ist nun in den sozialen Medien das Vorbild für folgende Generationen und das ist für die Millennials natürlich ein harter Schlag. Sie werden abgelöst von einer Generation, die jetzt Trends setzt und besser mit der neuesten Technik umzugehen weiß. Millennials waren einst die erste Generation, die mit neuer Technologie groß geworden ist und die digitale Welt sowie soziale Medien als Nutzer:innen aufgebaut haben. Doch das ist nun Geschichte, denn die Gen Z lernte vom Kinderwagen aus, Technologien und Medien zu nutzen und läuft der vorherigen Generation nun ihren Rang ab.

Nintendo vs. Ipad

Wenn ich mir anschaue, welche Merkmale zu welcher Generation gehören und versuche mich zuzuordnen, bin ich oft überfragt. Zu den Millennials zählen Menschen, die in den Jahren 1980 bis ungefähr Mitte der 90er Jahre geboren sind. Die Generation Z ist die darauffolgende Generation ab Mitte der 90er Jahre bis 2010. Da beginnt schon mein erstes Problem. Ich bin 1995 geboren und befinde mich also zeitlich genau in der Mitte der beiden Generationen. Denn eine allgemeingültige Abgrenzung oder Definition der beiden Generationen gibt es nicht. Die Millennials sind überwiegend ohne Internet und digitale Welt aufgewachsen. Sie waren bei der Entstehung neuer Technologien dabei und lernten diese zu nutzen. Die Gen Z hingegen ist mit der digitalen Welt aufgewachsen und mit dieser von klein auf bestens vertraut. Ihr Alltag findet überwiegend in der virtuellen Welt statt. Auch die Art, mit welchen Geräten sie groß geworden sind, spielt eine Rolle. Die Gen Z sind als „Digital Natives“ bekannt, weil sie hauptsächlich mit Ipads und IPhone groß geworden sind. Die Millennials sind mit Handys in der Größe von Backsteinen aufgewachsen, an denen man die Antenne ausziehen musste. Walkman, also tragbare CD-Player, waren der tägliche Begleiter, um Musik zu hören, aber nur solange die Batterien aufgeladen waren. Und abends saßen Millennials vor der ersten Nintendo und schoben Spiele, die so groß wie Bücher waren, in die Konsole.

Meine Kindheit zwischen Millennial und Gen Z

Wenn ich an meine Kindheit denke, fällt mir sofort der blaue Nintendo Color ein und wie verzweifelt mich das Level des Endgegners bei Super Mario Bros gemacht hat. Die Spiele waren klein und ließen sich einfach austauschen. Den Walkman kannte ich nur von meinem älteren Bruder, ich selbst hatte bereits einen kompakten MP3-Player, für den ich die Musik an unserem Desktop-Computer meistens nicht ganz legal heruntergeladen habe. Wenn man sich mit Freunden treffen wollte, mussten wir uns über das schnurgebundene Haustelefon anrufen, an das meist die Eltern dran gingen. Wenn meine Freunde nicht zuhause waren, gab es auch keine andere Möglichkeit sie zu erreichen. In meiner Schulzeit auf der weiterführenden Schule waren Technologie und die digitale Welt schon fester Bestandteil meines Lebens. Mein erstes Handy war ein pinkes Motorola Klapphandy. Es war leicht, schmal und passte gut in meine Hosentasche. Eine SMS-Flatrate gab es nicht und der Internetbutton leerte in Sekunden schnelle die 10 Euro Prepaid Karte, die ich jeden Monat aufgeladen habe. „Snake“ war das einzige Spiel, das mein Handy bieten konnte. Unsere Freizeit verbrachten wir an unseren Desktop-Computern und spielten Spiele über ICQ, MSN oder knuddels.de. Irgendwann war jeder von uns auch auf SchülerVz zu finden. In dem Forum scrollten wir täglich durch unsere Timeline und posteten Statusbeiträge, die in der Peinlichkeit heute nicht mehr zu übertreffen wären. Social Media gehörte zu unserem Alltag, aber nur an den Computern, die wir Zuhause auf unserem Schreibtisch stehen hatten. Über unsere Klapphandys waren wir zwar jederzeit erreichbar, doch aufgrund der hohen Kosten haben wir selten darüber kommuniziert. Rückblickend würde ich also sagen, dass ich weder mit Backsteinhandys noch mit der neuesten Generation Ipads groß geworden bin. Das Iphone war für mich noch ein Science-Fiction-Video auf Youtube namens „X-Phone", das auch Toast toasten konnte. Der Walkman war mir zwar bekannt, doch der kleine MP3-Player war viel nützlicher und vor allem besser verstaubar. Der Konflikt über Skinny Jeans und Seitenscheitel lässt mich genauso lost zurück. In meiner Kindheit habe ich Over-Size Klamotten und Baggy Jeans geliebt. Die erleben aktuell ihr Comeback in der Mode der Gen Z. In meiner Jugend habe ich wiederum Skinny Jeans getragen und kann mich bis heute nicht von ihnen trennen. Ich fühle mich darin genauso wohl und bestätigen, dass die Out sind, kann ich nicht. Vor dem Spiegel entscheide ich mich oft spontan für Seiten- oder Mittelscheitel, aber in den meisten Fällen wird es dann doch ein Zopf.

Wir „Zillennials“

Ich weiß, dass ich glücklicherweise nicht die einzige bin, der es so geht. Ich bin in einer Übergangszeit aufgewachsen und meine Kindheit war genauso digital wie analog. Das Urban Dictonary beschreibt diese Randgruppe der Generationen als „Zillennial“, „eine Mikrogeneration von Menschen, die sich für die Millennials zu jung fühlen und für die Gen Z‘s zu alt.“ Da bereits in meiner Kindheit die neuen Technologien präsent waren, komme ich mir in Gesprächen mit Millennials zu jung vor. Millennials prahlen immer damit, wie schön doch die Zeiten ohne Internet und ständige Erreichbarkeit waren. Ich habe oft das Gefühl, dass sie mich über ihre Lebenserfahrung der analogen Zeit belehren wollen und abwertend werden, wenn ich mal wieder mein Handy aus der Hosentasche hole, um Nachrichten zu checken. Wenn es um Gameboy-Spiele und die ersten kompakten Handys geht, kann ich mitreden. Doch bei Windows 95 oder Low-Rise-Jeans hört es dann auch wieder auf. Wiederum fühle ich mich aber definitiv für die neuesten TikTok Trends und Challenges der Gen Z zu alt. Wenn ich das zwanzigste gleiche Video über tanzende Gen Z’s sehe, schalte ich ab. Ich kann mich mit diesen Trends und der ständigen Selbstdarstellung einfach nicht identifizieren. Auch wenn es im kollektiven um wichtige Themen wie Gleichberechtigung und Klimaschutz geht, spreche ich doch lieber mit meinen Freunden persönlich darüber, anstatt mich einem neuen Trend anzuschließen und meine Meinung auf einem TikTok Profil zu vermarkten.

Ein weiteres Merkmal dieser Mikrogeneration ist, dass sie zwar vor 9/11 geboren wurde, aber wenig bis gar keine Erinnerung an das Ereignis haben. Einige meiner Freunde wissen noch genau, wie es war, an diesem Tag das Fernsehen einzuschalten. Bei mir bleibt nur ein großes Fragezeichen zurück, denn ich habe an diesem Tag wahrscheinlich auf der Schaukel am Spielplatz gesessen. Vielleicht habe ich mir insgeheim immer gewünscht, ein Millennial zu sein. Denn die Zeit vor den digitalen Medien, neusten Technologien und dem Internet hatte schon immer einen ganz besonderen Reiz auf mich. Ich hätte gerne die erste Technik mitbekommen und noch mit Polaroid Kameras mein Leben festgehalten, anstatt auf mobilen Speichergeräten Datenmüll zu sammeln. Wenn man mich fragt, welche Generation mich mehr anspricht, dann sind es definitiv die Millennials. Denn sie werden irgendwann die letzten sein, die von der Zeit ohne Social Media, der neuesten Technologie und einem Leben offline berichten können. Das neutrale Gebiet als “Zillennial” zwischen den beiden Generationen gefällt mir aber auch ganz gut. Ich verstehe beide Seiten des „Konflikts“ und während auf Social Media wieder die Seiten gegeneinander hetzen, schaue ich mir das ganze entspannt vom Rand aus an. Denn so kann ich mich von verrückten Trends distanzieren und mir das Beste von beiden Seiten rausnehmen.

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